Wirklich­keit unerwünscht

Am 2. Oktober 2015 folgten die Vertre­ter von über 60 Bürger­initia­ti­ven Hessens, die sich gegen den politisch massiv forcier­ten Ausbau der Windkraft und für die Inter­es­sen von Mensch und Natur einset­zen, der Einla­dung des zustän­di­gen hessi­schen Minis­ters: Herr Tarek Al-Wazir hatte den Landes­ver­band VERNUNFTKRAFT. Hessen und die darin organi­sier­ten Initia­ti­ven zum Dialog gebeten.

Im Lichte der bishe­ri­gen Erfah­run­gen gaben sich die Vernunft­bür­ger dabei nicht der Illusion hin, dass man Herrn Al-Wazir zu einem ratio­na­le­ren Umgang mit dem Thema Windkraft­aus­bau bewegen und bei ihm Verständ­nis für die seinen Plänen innewoh­nende techni­sche Unsin­nig­keit sowie die fatalen Auswir­kun­gen auf Natur und Lebens­qua­li­tät würde fördern können.

Zu den offerier­ten Kondi­tio­nen nahm man das Gesprächs­an­ge­bot dennoch gerne an – schließ­lich hatte das Minis­te­rium die Einla­dung von Medien­ver­tre­tern zugesi­chert! Die in Aussicht gestellte Gelegen­heit, funda­men­tale Argumente gegen die Regie­rungs­pläne sowie Art und Ausmaß des Dissens’ zwischen Bürgern und Politik einer größe­ren Öffent­lich­keit bekannt zu machen, schien den Aufwand zu lohnen.

Somit nahmen rund 60 Vernunft­bür­ger – einige davon auch aus benach­bar­ten Bundes­län­dern – den Weg in die Al-Wazir-Behörde auf sich. Die Erwar­tung, Dr.-Ing. Detlef Ahlborn nach einem 15-minüti­gen Impuls­vor­trag im offenen Diskurs mit Herrn Al-Wazir erleben zu können, motivierte manche lange Anreise.

Leider mussten an jenem Freitag­nach­mit­tag alle im Wiesba­de­ner Wirtschafts­mi­nis­te­rium anwesen­den Verfech­ter einer vernünf­ti­gen Energie­po­li­tik bittere Erfah­run­gen machen:

Minis­ter Al-Wazir zeigte sich von den ihm präsen­tier­ten Fakten, Zahlen und Zusam­men­hän­gen nicht im Gerings­ten beeindruckt.

Das (abspra­che­wid­rig geänderte) Format der Veranstaltung

- in Ergän­zung zu den Vernunft­bür­gern hatte man eine ganze Reihe von Profi­teu­ren des Windkraft­aus­baus einge­la­den, denen ausgie­big das Wort erteilt und deren bestell­ten Fragen sehr viel Zeit und Aufmerk­sam­keit zuteil wurde -

ermög­lichte es dem Gastge­ber, sich hinter “wolki­gen Allge­mein­plät­zen” zu verstecken.

Mit sinnfreien, von Claque­ren bejubel­ten Fragen wie

  • wo soll der Strom denn in 100 Jahren herkom­men?”

und hanebü­che­nen Aussa­gen wie

  • wir brauchen keine Grund­last mehr” 
  • wir expor­tie­ren mehr Strom als je zuvor, das ist ein echter Erfolg – von Gefähr­dung der Versor­gungs­si­cher­heit kann keine Rede sein” oder
  • wenn wir Speicher brauchen, werden wir welche haben”

dokumen­tierte der Minis­ter einer­seits seine erschre­ckende und bestür­zende Unkennt­nis der Zusam­men­hänge, anderer­seits aber auch seine beein­dru­ckende Fähig­keit zur ruckel­freien 1:1‑Wiedergabe falscher, manipu­la­ti­ver Thesen und Sprech­bla­sen, die ihm naheste­hende Verei­ni­gun­gen,  wie der Bundes­ver­band Windener­gie und AGORA,  unter das Volk tragen.

Stilis­tisch von seinen Partei­freun­den aus der Böllstif­tung und deren Gästen durch nichts zu unter­schei­den, gab Herr Al-Wazir immer wieder Glaubens­be­kennt­nisse ab. Die Hoheit über die Diskus­si­ons­füh­rung erlaubte es ihm, zahlen- und fakten­ba­sier­ten Argumen­ten mit der Floskel “Ich glaube daran, dass…” auszu­wei­chen. Geneigte Leser unserer Seiten mögen einer detail­lier­ten Aufar­bei­tung der Aussa­gen des Minis­ters erwar­tungs­froh entgegensehen.

Jeden­falls wurde sehr schnell klar:

Von der Wirklich­keit wollte dieser Mann an diesem Tag nichts wissen. Leider erheb­lich weniger schnell, nämlich erst am Ende der Veran­stal­tung, wurde klar, dass er und seine Minis­te­ri­al­be­am­ten auch von im Vorfeld getrof­fe­nen Abspra­chen nichts wissen wollten:

Die Presse­kon­fe­renz, die für VERNUNFTKRAFT. das Haupt­mo­tiv zur Teilnahme gewesen war, fand – mangels einge­la­de­ner Medien­ver­tre­ter – nicht statt. Nicht nur die Wind-Wirklich­keit, sondern auch die poten­ti­ell an dieser inter­es­sierte Medien­öf­fent­lich­keit hatte in der Al-Wazir-Behörde Hausver­bot. Offen­bar diente dem Minis­te­rium diese Veran­stal­tung als “Feigen­blatt”, um eine Dialog­be­reit­schaft vorzu­täu­schen und die Befas­sung mit Kriti­kern der Windkraft­po­li­tik als “abgehakt” darstel­len zu können.

VERNUNFTKRAFT. empfin­det die Veran­stal­tung als Farce und als einen Affront gegen­über allen Teilneh­mern, die die Anwesen­heit nicht auf ihrem minis­te­ria­len Gleit­zeit­konto gutge­schrie­ben bekom­men, sondern – unter teilweise erheb­li­cher Aufwen­dung von Freizeit – mit ernsten Anlie­gen und in aufrich­ti­ger Absicht nach Wiesba­den gekom­men waren.

Die von Dr.-Ing. Ahlborn geschil­derte Wind-Wirklich­keit haben wir hier noch einmal aufgezeichnet:

Ihr wird sich auch Herr Al-Wazir nicht dauer­haft entzie­hen können. Im Übrigen haben wir auf dessen Frage “wo kommt der Strom in 100 Jahren her?” eine eindeu­tige Antwort: defini­tiv nicht aus Windkraft­an­la­gen.

An Wirklich­keit nicht inter­es­siert: Tarek Al-Wazir.
Als Feigen­blatt genutzt: Bürger, die Argumente und Freizeit einbrachten.
Detlef Ahlborn und Nikolai Ziegler resüm­mie­ren: Wo keine Vernunft ist, lässt sie sich nicht kräftigen. 

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