Sahne zerstört – Spiegel zerrt

Am 4. März 2016 veröf­fent­licht das Nachrich­ten­ma­ga­zin SPIEGEL-online eine Fotostre­cke, die Perso­nen auflis­tet, welche erheb­lich von der Ökostrom-Subven­tio­nie­rung profi­tiert haben und profi­tie­ren. Unter dem Titel

Die größten Absah­ner des Förderbooms

werden promi­nente und weniger promi­nente Profi­teure einer volks­wirt­schaft­lich und ökolo­gisch falschen Politik mit Foto und kurzer Motiva­ti­ons­be­schrei­bung ausgestellt:

  Daniel Küblböck
Dem einsti­gen Star der RTL-Sendung “Deutsch­land sucht den Super­star” hat das Erneu­er­bare-Energien-Gesetz (EEG) Glück gebracht. Das Gesetz sieht vor, dass Ökostrom zu einem festen Tarif vergü­tet wird. Küblböck hat seine Gage von einer Million Euro eigenen Angaben zufolge in eine Solar­an­lage bei Passau inves­tiert. Dadurch sei er zum Ökostrom-Multi­mil­lio­när gewor­den, teilte er selbst mit.
  
         

Aloys Wobben
Der Gründer (…) des Windtur­bi­nen­bau­ers Enercon verdankt seinen Aufstieg zum reichs­ten Nieder­sach­sen nicht zuletzt dem EEG. Wobbens Unter­neh­men ist deutscher Markt­füh­rer. manager magazin schätzt sein Vermö­gen auf 6,2 Milli­ar­den Euro.

         
  

Susanne Klatten
Auch die reichste deutsche Familie inter­es­siert sich für erneu­er­bare Energien. Klatten ist über ihre Betei­li­gungs­ge­sell­schaft Skion Großak­tio­nä­rin beim Windkraft­an­la­gen­her­stel­ler Nordex. Im Oktober 2015 kündigte sie an, einen großen Teil ihres Pakets an den spani­schen Wettbe­wer­ber Acciona zu verkau­fen. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch der subven­ti­ons­be­feu­erte deutsche Windkraft­boom den Wert des Unter­neh­mens deutlich in die Höhe getrieben.

  
  

Leseprobe des hier verlink­ten Artikels

  

Aller­dings versäumt es die Redak­tion auf wichtige Hinter­gründe hinzuweisen:

Was sich für die hier – stell­ver­tre­tend für schät­zungs­weise eine knappe Million EEG-Profi­teure – aufge­führ­ten sympa­thi­schen Perso­nen als “Sahne” darstellt, macht sich

bemerk­bar. 

Dass sich SPIEGEL online dieser zutiefst unsozia­len Umver­tei­lung annimmt, ist löblich. Aller­dings bedarf es hier keiner Neid-Debatte. Es bedarf an Aufklärung.

In diesem Sinne ist anzumer­ken, dass der ehren­werte Herr Albers einer vollkom­me­nen Fehlein­schät­zung unterliegt:

        

Hermann Albers

Der Präsi­dent des BWE-Dachver­ban­des hat nahe dem heimi­schen Hof in Windkraft­an­la­gen inves­tiert – lange, bevor es das EEG überhaupt gab. Das Rauschen der Rotoren ist Musik in Albers’ Ohren. Dass eine Anlage ganz in der Nähe seines Wohnhau­ses bei Husum steht, stört ihn nicht. Für Albers ist sein Windkraft-Engage­ment gleich­be­deu­tend mit dem Schutz seiner Heimat: Der infolge der Erder­wär­mung steigende Meeres­spie­gel bedroht langfris­tig die norddeut­sche Tiefebene.

        
  

Leseprobe des hier verlink­ten Artikels

  

 

Dass Herr Albers gegen­über den gesund­heit­li­chen Risiken, welche die Anlagen in seiner Umgebung bergen, immun ist, und das Rauschen als Musik empfin­det, sei ihm gegönnt. Seine Vorstel­lung, mit dieser Anlage “Heimat­schutz” betrei­ben und der Erder­wär­mung entge­gen­wir­ken zu können, ist aller­dings völlig grotesk.

Sehr bedau­er­lich ist es, dass die SPIEGEL online – Redak­tion diesen wirklich sehr schlech­ten Witz für bare Münze nimmt und im Indika­tiv abdruckt, wo doch der Konjunk­tiv zwingend gefor­dert wäre. Anstatt das alberne Albers’sche Zerrbild zu korri­gie­ren, wird es nachgezeichnet.

Vor exakt 12 Jahren – in der Ausgabe vom 29. März 2004 –  lieferte die Print-Version des Magazins ein exaktes Bild der Realität:

SPIEGEL EHRLICH

So war es. So ist es.

Wir plädie­ren für Entzer­rung

Fakten statt Mythen

Bürger­initia­ti­ven

Unter­stüt­zen

Dokumen­ta­tion

Social­Me­dia