Erneuerbare Energien sind haben ihren Charme.
Wir müssen sie mit Vernunft nutzen.
Mit geeigneten Technologien an geeigneten Orten.
Dafür müssen wir einige Stellschrauben dringend neu justieren.
Fossile Energieträger stehen, auch wenn es immer wieder neue Funde und Abbaumethoden (bspw. fracking) gibt, grundsätzlich nur begrenzt zur Verfügung. Die Kraft der Sonne bleibt uns hingegen aller Voraussicht nach noch mehrere Jahrtausende erhalten. Die aus ihr abgeleiteten Energieformen Wind und Biomasse ebenso.
Es ist daher grundsätzlich sinnvoll, Wind, Sonne, Biomasse und Co. stärker zu nutzen. Die entscheidende Frage ist, an welchen Orten und mit welchen Methoden.
Was diese Frage betrifft, ist hierzulande eine verheerende Fehlentwicklung im Gang.
Denn leider belegt Deutschland nach mehr als 20 Jahren einer weltweit beispiellosen, hunderte von Milliarden schweren Förderung von Windkraft, Photovoltaik und Biomasse in Sachen regenerative Energien europaweit nur einen mageren Mittelfeldplatz.
Ihr Anteil am gesamten Energieverbrauch ist bei uns – den vermeintlichen Musterknaben – geringer als im Durchschnitt aller 27 EU-Staaten!
Windkraft und Photovoltaik tragen mit zusammen nur rund 2 % zu unserer Energieversorgung bei. Dies liegt nicht an mangelndem politischen und gesellschaftlichem Willen, sondern am grundsätzlich verkehrten Ansatz.
Gut gemeint ist, wie so oft, das Gegenteil von gut:
Mit einer milliardenschweren Subventionsmaschinerie haben wir einen enormen Kapazitätsaufbau an Windkraft und Photovoltaikanlagen forciert, der einen sehr geringen tatsächlichen Beitrag zur Versorgung unseres Landes erbringt.
Der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik hat bislang kein einziges Kohle- , Gas- oder Kernkraftwerk überflüssig gemacht. Im Gegenteil: der beschleunigte Ausbau der gegenwärtig dominierenden Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien erfordert nun den Bau neuer Gaskraftwerke.
Die gegenwärtige Förderpraxis ignoriert wesentliche ökonomische und physikalische Zusammenhänge. In perfekter planwirtschaftlicher Manier werden Ausbauziele definiert und abgearbeitet. Aber die Ergebnisse gehen am tatsächlichen Bedarf vorbei.
Die Pläne werden übererfüllt, aber die Ziele Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und vor allem auch Umweltverträglichkeit der Energieversorgung werden weit verfehlt.
Die Erfahrungen mit der Planwirtschaft in sozialistischen Ländern zeigen, dass diese Herangehensweise zu extremer Ineffizienz und Ressourcenverschwendung führt und letztlich auf Kosten der Umwelt geht.
Mehr des Schlechten macht nichts Gutes.
Diesen Nährboden dürfen wir den Erneuerbaren Energien nicht länger vorenthalten. Denn Deutschland kann viel mehr!
Wir brauchen dafür
- mehr Effizienz
- mehr Wettbewerb
- mehr Europa
- mehr Forschung
- mehr Innovation
Trotz der sehr dürftigen Bilanz der bisherigen Erneuerbaren-Energien-Politik sind wir in Deutschland beseelt von dem Gedanken, mit einem noch stärkeren Ausbau der Erzeugungskapazitäten aus Photovoltaik und Windkraft auf Basis des jetzt gegebenen technologischen Stands zu einer besseren Welt beitragen zu können, zu wollen und zu müssen.
Im Bemühen Gutes zu tun, sind wir dabei, die Welt signifikant zu verschlechtern.
Wir lassen geschehen, dass eine völlig aus dem Ruder gelaufene Subventionsmaschinerie die letzten Naturschätze unseres Landes zerstört.
Indem wir das ganze Land zur Spielwiese der Vertreter von
- bekannten,
- gut sichtbaren,
- politisch gut verkäuflichen,
- aber offenkundig in ihrer jetzigen Form ungeeigneten
Technologien machen, verschwenden wir unser intellektuelles, unser natürliches und unser finanzielles Kapital.
Dabei geht es viel besser und man weiß auch wie!
Diese sind keine esoterischen Spinnereien, sondern gründen sich auf die Expertise des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und des wissenschaftlichen Beirats am Bundeswirtschaftsministerium.
Erstens: klaren Schwerpunkt auf Einsparungen und Erhöhung der Energieeffizienz legen
Jede Form der Energieerzeugung birgt ökologische Probleme. Es gibt keine “grüne” oder “saubere” Energie. Die einzig wirklich umweltfreundliche Energie ist die, die eingespart wird.
Zweitens: Erneuerbare Energien dort nutzen, wo sie vergleichsweise reichlich vorhanden sind
Sonnenintensität, Wind- und Biomassevorkommen sind nicht gleichmäßig über den Globus verteilt. Die Bedingungen für die Nutzung erneuerbarer Energien sind von topografischen und klimatischen Bedingungen abhängig, die sich innerhalb Deutschlands deutlich und innerhalb Europas noch wesentlich deutlicher unterscheiden. Diese Unterschiede dürfen wir nicht mit Subventionen nivellieren. Im Gegenteil, diese Unterschiede müssen wir gezielt nutzen, denn sie bergen enorme Potentiale zur Effizienzsteigerung. Aufgrund unserer extrem hohen Fördersätze sind in Deutschland 60% aller europäischen Photovoltaik-Kapazitäten installiert. In Griechenland und Portugal hingegen nur 0,9 und 0,4 %. Bei der Windkraft besteht eine ähnliche Schieflage, auch hier ist Deutschland einsamer Spitzenreiter, was die installierte Erzeugungskapazität betrifft. Trotzdem sind wir bei der tatsächlichen Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen nur im Mittelfeld. Offenkundig sind Wind und Sonne bei uns weniger zuverlässig als andernorts. Anstatt unter enormem Zeitdruck und zu hohen wirtschaftlichen und ökologischen Kosten eine deutsche Insellösung zu forcieren, müssen wir die Förderung erneuerbarer Energien dringend europäisch harmonisieren. Der europäische Binnenmarkt für Energie muss schnell Realität werden. Damit nicht länger die Lobbystärke, sondern die Windstärke entscheidet, welche Technologie wo und wie zum Einsatz kommt.
Drittens: Allen denkbaren und vor allem den heute noch nicht denkbaren Formen der Nutzung regenerativer Energien die gleiche, faire Chance im Wettbewerb einräumen.
Das Wesen der Innovation ist, dass sie ex ante unbekannt ist. Insofern können auch wir nicht mit der universellen technischen Lösung aufwarten. Aber es gibt bereits eine Vielzahl verschiedener Ansätze, die zu benachteiligen und de facto auszuschließen töricht ist. Zu nennen wären hier stellvertretend Concentrated Solar Power, Aufwindkraftwerke, Solarthermie sowie Speicher- und Transporttechnologien wie Hubkraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke oder Windgasverfahren. All diesen und weiteren bislang unbekannten technologischen Lösungsansätzen verbaut die gegenwärtige Förderpolitik die Realisierungschancen. Denn sie ist im Grundsatz nicht technologieoffen, sondern technologiespezifisch. Nicht die Kreativität der Forscher und Tüftler, sondern die von Lobbies und Bürokraten ausgekungelten spezifischen Fördersätze bestimmen, welche Technologien eine Chance bekommen, und welche guten Ideen in Schubladen verbleiben. Indem wir einseitig auf die etablierten Technologien setzen, verzerren wir die Forschungsanstrengungen und lähmen die technologische Entwicklung. Wir müssen weg von der Mikrosteuerung und hin zur Technologieoffenheit.
Viertens: staatliche Fördermittel auf die Grundlagenforschung und die Vernetzung von Ideen und Umsetzung konzentrieren.
Wir müssen knappe staatliche Gelder so einsetzen, dass sie den Einfallsreichtum der Wissenschaftler und den wirtschaftlichen Spürsinn der Unternehmen anspornen und nutzen. Anstatt einige ausgewählte Technologien und Produzenten über Subventionen zu alimentieren, müssen wir die Grundlagenforschung und die Netzwerkbildung zwischen Wissenschaft und Unternehmenswelt bspw. mit Pilotprojekten förden. Das technologieoffene Energieforschungsprogramm der Bundesregierung geht in die richtige Richtung. Gegenüber der auf Alimentierung des Bestehenden gerichteten Förderung in Höhe von rund 14 Milliarden Euro ist uns die Suche nach tragfähigen neuen Ansätzen jedoch nur rund ein Zwanzigstel wert. Dieses Missverhältnis müssen wir umkehren.
Mit diesen vier Punkten ist ein grundlegendes Reformprogramm beschrieben, von dessen Umsetzung mittel- bis langfristig ein substantieller Beitrag der Erneuerbaren Energien zum Zieldreieck Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit erwartet werden kann. Der Sachverständigenrat hat der Politik eine wertvolle Blaupause geliefert.
Leider sind zielführende Vorschläge offenbar noch wenig gefragt. Die Profiteure und Installateure des gegenwärtigen Subventionsregimes haben daran kein Interesse. Für sie ist es rational, das bestehende System zu verteidigen, seinen vermeintlichen Erfolg herauszustellen und seine miserable Umweltbilanz zu beschönigen. Auch für die Politik scheint es attraktiver, sich mit Ausbauzahlen zu schmücken und Gelder zu verteilen, als sich mit mühseligen Reformen zu befassen und sich mit starken Lobbies anzulegen.
Wir wollen das nicht länger hinnehmen.