Ein Vorden­ker muss dringend nachdenken

sonst haben Mensch und Natur in diesem Land sehr schlechte Karten.

von 

Dr. – Ing. Detlef Ahlborn* und Horst Stein­metz#

Am 17. Dezem­ber 2013 trat die neue Koali­tion aus CDU/CSU und SPD offizi­ell in Kraft. Überra­schend dabei war, dass mit Herrn Rainer  Baake auch die GRÜNEN an zentra­ler Stelle politisch vertre­ten sein werden.  Ausge­rech­net eine Partei, die nicht zuletzt wegen des von ihr beson­ders extrem voran­ge­trie­be­nen sinn- und rücksichts­lo­sen Ausbaus der Windkraft­in­dus­trie bei der Bundes­tags­wahl starke Verluste hinneh­men musste, ist nun an einer Schlüs­sel­stelle in Verantwortung.

Von Herrn Rainer Baake war im Oktober bereits ein  wenig überzeu­gen­der Diskus­si­ons­bei­trag in der FAZ zu lesen. Gleich­wohl frohlockt die in Fragen der Energie­po­li­tik sehr zeitgei­staf­fine und tenden­zi­ell ratio­phobe Süddeut­sche Zeitung angesichts dessen Nominie­rung zum Staats­se­kre­tär. Im neuen Super-Minis­te­rium für Wirtschaft und Energie könne der Vorden­ker der Energie­wende diese nun zum Erfolg führen.

Damit bei diesem Unter­fan­gen die Menschen und die Natur in diesem Land nicht völlig unter die Räder kommen, ist dem Vorden­ker dringen­des Nachden­ken zu empfehlen.

Denn in zentra­len Punkten irrte Herr Baake bisher. In seiner letzten Funktion war er Chef der Lobby­or­ga­ni­sa­tion Agora und damit Heraus­ge­ber von 12 steilen Thesen, die wir nun leider nicht länger ignorie­ren und leider nicht mehr unkom­men­tiert lassen können. An den im Dokument gelb markier­ten Stellen mahnen wir daher zum Nachdenken.


 

A1

Für dieses Dokument trägt der ehema­lige (unter Jürgen Trittin) und künftige (unter Sigmar Gabriel) Staats­se­kre­tär Rainer Baake die Verant­wor­tung. Sie finden es hier.

 

A2

These

Der Techno­lo­gie-Wettbe­werb des Erneu­er­bare-Energien-Geset­zes kennt zwei Sieger: Windkraft und Photo­vol­taik; sie sind abseh­bar die kosten­güns­tigs­ten Techno­lo­gien und haben das größte Potenzial.“

 

Fakt

Die Leistung moder­ner Windkraft­an­la­gen liegt in durch­schnitt­lich vier Monaten des Jahres Jahr unter 5% der Nennleis­tung. Photo­vol­ta­ik­an­la­gen liefern ein halbes Jahr lang überhaupt keinen Strom.

Inter­pre­ta­tion

Hier sollen Mofas beim Motor­rad Grand Prix auf das Sieger­trepp­chen gehoben werden. 

 

These

Windkraft- und PV-Anlagen werden 2015 Vollkos­ten von 7–10 ct/kWh haben – ein System aus Windkraft, PV und Back-up-Kapazi­tä­ten liegt damit in der gleichen Größen­ord­nung wie neue Gas- und Kohlekraftwerke.”

 

Fakt

Zur Zeit wird Strom für 4,8 ct/kWh an Unter­neh­men verkauft.

Inter­pre­ta­tion

Der genannte Preis bedeu­tet nicht weniger als eine Kosten­stei­ge­rung um 100%.

A3 

These

Windkraft und PV sollten paral­lel ausge­baut werden, denn sie ergän­zen sich gegen­sei­tig: In der Regel weht der Wind dann, wenn die Sonne nicht scheint – und umgekehrt.”

 

Fakt

Diese These ist physi­ka­lisch unzutref­fend

Sie lässt sich mit simplen statis­ti­schen Metho­den klar wider­le­gen. Mit einem Histo­gramm lässt sich leicht zeigen, dass die gesicherte Grund­last aus Solar- UND Windkraft­wer­ken zusam­men bei NULL liegt. Einspei­sung aus Wind- und Solar­an­la­gen ergän­zen sich NICHT. Jede windstille Sommer­nacht ist ein Beweis dafür, daß diese These falsch ist.

Ein weite­rer Ausbau kann und wird daran nichts ändern, weil “es eine grund­sätz­li­che Korre­la­tion der Erzeu­gung aus Wind in ganz Deutsch­land” gibt, wie man auch am Kasse­ler IWES- Insti­tut in einer Agora-Studie inzwi­schen erkannt hat.

Wenn sich diese beiden Energie­for­men heute erwie­se­ner­ma­ßen nicht ergän­zen, bewirkt diese Korre­la­tion aufgrund von Zusam­men­hän­gen aus der mathe­ma­ti­schen Statis­tik, dass sie sich auch in Zukunft nicht ergän­zen werden. Die genannte These ist inhalt­lich falsch.

Eine populär­wis­sen­schaft­li­che Analyse dieses Themas finden Sie hier. Dass Solar- und Windleis­tung regel­mä­ßig fast völlig ausfal­len, wird hier nachgewiesen.

Inter­pre­ta­tion

Die These muss unter der Rubrik Wunsch­den­ken abgelegt werden.

A4

 These

Lastma­nage­ment und Speicher tragen zur Synchro­ni­sa­tion bei.”

 

Fakt

Lastma­nage­ment” bedeu­tet nichts anderes als die Zuteilung=Rationierung von Strom.

Von einem Einsatz im großtech­ni­schen Maßstab sind Speicher­tech­no­lo­gien Welten entfernt. Bis heute wird mit kleinen Pilot­an­la­gen experi­men­tiert. In abseh­ba­rer Zeit werden Speicher keinen Beitrag zur Stützung der Netze leisten.

Inter­pre­ta­tion

Unter­neh­men gehen mit Ihren Liefer­ver­trä­gen feste vertrag­li­che Verpflich­tun­gen gegen­über Ihren Kunden ein- kein Unter­neh­men wird sich eine externe Zutei­lung von Strom gefal­len lassen. In jedem Fall ist dies eine Ratio­nie­rung und damit ein Rückschritt in vorin­dus­tri­elle Zeiten.

Die Aussage, dass Gas und Kohle “in Teilzeit arbei­ten” verzerrt die Reali­tät. Diese Teilzeit erstreckt sich auf mehr als 80 Prozent des Jahres. Windkraft­an­la­gen kommen im Bundes­durch­schnitt auf 1.550, PV-Anlagen auf rund 900 Volllast­stun­den (diese Zahlen dürfen nicht addiert werden, mehr dazu hier). Das Jahr kommt regel­mä­ßig auf 8.760 Stunden.  Die “Teilzeit­ar­bei­ter” müssen also im Jahres­durch­schnitt mehr als 80% arbei­ten. Wobei sie ihre arbeits­freie Zeit jedoch nie antizi­pie­ren können, sondern in völlig errati­schen Abstän­den urplötz­lich ihren Arbeits­platz räumen müssen. Und zwar um diesen unzuver­läs­si­gen Kolle­gen zu überlas­sen, die ganz nach Lust und Laune erschei­nen und dabei den vollen Lohn garan­tiert bekom­men. Allzu weit von den Werks­to­ren entfer­nen dürfen sich die “Teilzeit­ar­bei­ter” dabei nie, an Freizeit­ge­nuss ist nicht zu denken. Denn sie müssen jeder­zeit in der Lage sein, die ebenso häufig wie plötz­lich auftre­ten­den Schwä­che­an­fälle der windge­styl­ten und sonnen­ge­bräun­ten Kolle­gen auszu­glei­chen und ihren Platz sofort wieder überneh­men können. Wer einmal ein Unter­neh­men betre­ten hat, kann sich vorstel­len, dass derart chaoti­sche Arbeits­ab­läufe die Produk­ti­vi­tät massiv senken – vom Betriebs­klima ganz zu schweigen. 

drei

These

Erzeu­gungs­spit­zen von Windkraft und Photo­vol­taik vermei­den oder für Wärme nutzen” ist eine einfa­che techni­sche Lösung für mehr Flexibilität.

 

Fakt

Weil die Windstrom­erzeu­gung propor­tio­nal zur dritten Potenz der Windge­schwin­dig­keit ist, sind extreme Erzeu­gungs­spit­zen eine physi­ka­lisch erwie­sene Tatsa­che. Leistungs­spit­zen können aus diesem Grund grund­sätz­lich nicht „vermie­den“ werden, es sei denn die Anlagen werden abgeschal­tet oder abgere­gelt. Überdies hat sogar das IWES einge­se­hen, dass es ‘eine grund­sätz­li­che Korre­la­tion der Erzeu­gung aus Wind in ganz Deutsch­land’ gibt.

Klartext: Wenn im Wester­wald der Wind stark weht, ist das auch im Schwarz­wald der Fall.

Daraus ergibt sich aufgrund elemen­ta­rer Gesetze der mathe­ma­ti­schen Statis­tik, dass die Erzeu­gungs­spit­zen mit einem Zubau an Windkraft weiter anwach­sen werden.

Inter­pre­ta­tion

Wir werden Windstrom in Zukunft in noch größe­rem Umfang zu Tiefst­prei­sen verschleu­dern, abregeln oder zu Negativ­prei­sen ins Ausland verschen­ken müssen. Dieser überschüs­sige Strom wurde vom Präsi­dent des ifo- Insti­tuts in München, Herrn Profes­sor Hans Werner Sinn in der FAZ sehr treffend als „Schrott­strom“ bezeichnet. 

These

Lastver­schie­bung und abschalt­bare Lasten in der Indus­trie” ist eine einfa­che techni­sche Lösung für mehr Flexibilität.

 

Fakt

Bei den vertrag­li­chen Verpflich­tun­gen, die Unter­neh­men gegen­über Ihren Kunden einge­hen, bedeu­tet eine zeitli­che Verschie­bung der Last eine Unter­bre­chung der Produktion.

Inter­pre­ta­tion

Kein Unter­neh­men wird sich das einfach so gefal­len lassen. Schließ­lich gibt es in Deutsch­lands Nachbar­schaft Länder, in denen der Strom grund­last­si­cher und unter­bre­chungs­frei zur Verfü­gung steht. Das sogenannte “Lastma­nage­ment” ist ein Programm zur Deindus­tria­li­sie­rung und Vertrei­bung strom­in­ten­si­ver Unter­neh­men aus unserem Land. Am 18. Dezem­ber hat der Think Tank Deutsche Bank Research auf diese – eigent­lich auf der Hand liegen­den – Gefah­ren hingewiesen. 

Welches Unter­neh­men wäre bereit, die Produk­tion heute einzu­stel­len und je nach Wetter­lage auf einen anderen Tag zu verschie­ben? Wir begeben uns zurück in die Zeit Wilhelm Buschs, der diese Proble­ma­tik vor über 100 Jahren sehr treffend formu­liert hat:

Aus der Mühle schaut der Müller, 
der so gerne mahlen will. 
Stiller wird der Wind und stiller 
und die Mühle stehet still. 

So geht’s immer, wie ich finde, 
rief der Müller voller Zorn. 
Hat man Korn, so fehlt’s am Winde, 
hat man Wind, so fehlt das Korn.“

Die Vorschläge des Vorden­kers Baake impli­zie­ren, dass die Nachfrage sich nach dem Angebot richten soll. Noch vor einigen Jahren wurde jemand für eine solche Forde­rung besten­falls mitlei­dig belächelt, heute wird er als Ideen­ge­ber gelobt. Ein unglaub­li­cher Verfall der ordnungs­po­li­ti­schen Selbstverständlichkeiten. 

In der Indus­trie gibt es strom­ver­brauchs­in­ten­sive Anwen­dun­gen, die sich zeitlich verschie­ben lassen. Mit der Vermei­dung der Gleich­zei­tig­keit werden die Strom­spit­zen geglät­tet. Dem konven­tio­nel­len Strom­erzeu­ger hilft die damit erzeugte Verste­ti­gung des Verbrauchs. Es verbes­serte die Ausnut­zung seiner Produk­ti­ons­an­lage. Beim Strom­nut­zer ermäßigt sich gemäß Verein­ba­rung der durch­schnitt­li­che kWh-Preis.

Jetzt soll der Indus­trie­be­trieb motiviert werden, anstatt der Vermei­dung von Schwan­kun­gen den Verbrauch dem Wind- und Sonnen­an­ge­bot anzupas­sen. Z.B. geht es um Wärme- und Kälte­pro­zesse, Druck­luft­er­zeu­gung usw. Unrea­lis­ti­scher­weise wird unter­stellt, der Abschalt­be­darf bewege sich überwie­gend nur zwischen ca. 2 – 4 Stunden, maßgeb­lich ist jedoch die Verfüg­bar­keit von Wind und Sonne.

Es wird überse­hen, dass die Verste­ti­gung des Strom­ver­brauchs inner­halb eines Betriebs als Konstante etwas anderes ist als die ungleich schwie­ri­gere Aufgabe den eigenen Strom­ver­brauch, also die Betriebs­ab­läufe ständig wechselnd einer fluktu­ie­ren­den Strom­erzeu­gung anzupas­sen. Den erfor­der­li­chen Verbrauch­s­an­pas­sun­gen fehlt die zeitli­che Konstanz. Mit der Anpas­sung der Produk­ti­ons­ab­läufe an die unsteu­er­bare Strom­erzeu­gung verliert auch die Produk­tion ihre Steuer­bar­keit und mindert die volks­wirt­schaft­li­che Leistungsfähigkeit.

Es drängt sich folgende Vision auf:

Eine inter­na­tio­nale Fabri­ka­tion auf der Basis von „Just in Time“ Liefe­rung. Ein deutscher Zulie­fe­rer sagt, er entscheide, ob, wann und wie viel er liefert. Der Wetter­be­richt sei Basis für seine Produk­ti­ons­pla­nung. Die Wirtschaft braucht zuver­läs­sige Geschäfts­part­ner. Wind und Sonne sind unzuverlässig.

Der private Bürger und die Wirtschaft brauchen die indivi­du­el­len Bedürf­nis­sen angepasste Strom­lie­fe­rung, nicht umgekehrt. Um den Bürgern ins Bewusst­sein zu rufen, was die Abhän­gig­keit von einer unsteu­er­ba­ren Strom­pro­duk­tion für Folgen hat, könnten u.a. folgende Maßnah­men helfen: Flutlicht­spiele sind abhän­gig von den Windver­hält­nis­sen. Bei fehlen­dem Wind werden sie nicht angepfif­fen, oder das Spiel wird unter­bro­chen bzw. abgepfif­fen. Leucht­wer­bung geht an und aus, je nach Windan­ge­bot. Ebenfalls die Beleuch­tung in kommu­na­len Straßen.

These

Die Heraus­for­de­rung liegt nicht in der Technik oder ihrer Steue­rung, sondern in den richti­gen Anreizen.”

 

Fakt

Diese These bewegt sich im Grenz­be­reich zwischen Desin­for­ma­tion und Lüge. Die Gewähr­leis­tung einer siche­ren Strom­ver­sor­gung bei mehrwö­chi­gen Flauten durch Speicher ist technisch völlig ungelöst, großtech­ni­sche Lösun­gen sind in weiter Ferne.

Beim aller­or­ten disku­tierte Power- To Gas- Verfah­ren wird im Mittel die Hälfte der Windener­gie als Abwärme vernich­tet. Um diese Verluste an elektri­scher Energie zu decken, muss die Anzahl an Solar- und Windkraft­wer­ken verdop­pelt werden. Deutsch­land wäre von Nord bis Süd mit Windparks übersät. Der erfor­der­li­che Ausbau wird hier abgeleitet.

Inter­pre­ta­tion

Wenn in diesem Zusam­men­hang von „richti­gen Anrei­zen“ die Rede ist, werden damit weitere Subven­tio­nen freund­lich umschrie­ben. Per heute haben wir für die kommen­den 20 Jahre bereits rund 400.000.000.000 € (400 Milli­ar­den €) an EEG-Schul­den für unsere Kinder angehäuft- der Anstieg dieses Schul­den­bergs soll offen­sicht­lich noch beschleu­nigt werden.

Eine euphe­mis­ti­sche Formu­lie­rung zur Beschleu­ni­gung der Verschul­dung wird in These 9 so zum Ausdruck gebracht:  Der Markt soll „Inves­ti­ti­ons­si­gnale für Erneu­er­bare Energien einer­seits sowie  konven­tio­nelle Anlagen, Flexi­bi­li­sie­rung der Nachfrage und (langfris­tig) Speicher anderer­seits senden“.

Die Planwirt­schaft bei der Energie­ver­sor­gung soll offen­sicht­lich noch ausge­baut werden.

 

vier

 

 

These

Netze reduzie­ren den Flexi­bi­li­täts­be­darf: Schwan­kun­gen in Erzeu­gung (Windkraft und PV) und Nachfrage werden über große Distan­zen ausgeglichen.“

 
   
 

Fakt

Wie bereits ausge­führt und in einer Agora-Studie richtig erkannt, ist Windstrom über ganz Deutsch­land korreliert.

Das heißt, wenn im Norden kein Wind weht, ist das auch im Süden der Fall. An dieser Tatsa­che ändert ein Ausbau der Netze nichts. Die Distan­zen in einem Gebiet von der Größe Deutsch­lands sind zu klein, um hier für einen Ausgleich zu sorgen. Diese These ist also unzutref­fend. Wie die Strom­ver­sor­gung von Baden Württem­berg aussähe, wenn der Netzaus­bau schon heute vollendet wäre, disku­tiert der Physi­ker Karl Linnen­fel­ser hier.

 

 

A8

 

These 5

fast ein Viertel des Bedarfs (circa 15 bis  25 GW) fällt nur in sehr wenigen Stunden im Jahr an”.

 
   
 

Fakt

Die genann­ten Zahlen sind schlicht falsch. Richtig ist: Die maximale Leistung im Deutschen Strom­netz liegt bei ungefähr 100 GW. An 120 Tagen im Jahr, also während einer Dauer von 2880 h (!) liegt die Leistung zwischen 100GW und 75GW, an 51 Tagen (also für eine Dauer 1226h) zwischen 85GW und 100GW. Zur Zeit müssen unsere Kraft­werke also in jeder dritten Stunde im Jahr im Spitzen­last­be­reich betrie­ben werden. Die genannte These ist inhalt­lich unsin­nig.

 

 

A9

 

These

Langfris­tige Integra­tion über einen gemein­sa­men Brenn­stoff: Erdgas/Biogas/Power to Gas” 

 
   
 

Fakt

Es ist seit langem bekannt, dass die extre­men Leistungs­spit­zen aus Solar- und Windener­gie schon heute wesent­lich über dem Leistungs­be­darf des elektri­schen Netzes liegen. Das Problem dabei ist: Die Leistungs­spit­zen enthal­ten den größten Teil der elektri­schen Energie. Wenn man diesen (größe­ren) Anteil der elektri­schen Energie in Methan­gas und dann wieder zurück in Strom verwan­delt, bleiben selbst unter günsti­gen Bedin­gun­gen von 1000 kWh gerade mal 300 kWh übrig. Der Rest der teuer produ­zier­ten hochwer­ti­gen elektri­schen Energie wird in nutzlose Abwärme verwan­delt. Da nun der größere Anteil der Leistungs­spit­zen gespei­chert werden muss, weil niemand die Leistung abneh­men kann, werden im Gesamt­pro­zess 50% der ursprüng­li­chen elektri­schen Energie vernichtet.

 

Inter­pre­ta­tion

Power To Gas ist keine Technik zum Speichern, sondern vielmehr zur sinnlo­sen Vernich­tung von elektri­scher Energie.

fünf 

 

These

Verschie­bung der Nachfra­ge­last ist kosten­güns­ti­ger als die Speicherung”

 
   
 

Fakt

Die These stimmt. Die zugrun­de­lie­gen­den Prämis­sen sind falsch. Die Impli­ka­tio­nen haarsträubend.

 

Inter­pre­ta­tion

Wilhelm Buschs Müller soll tatsäch­lich von den Strom­kun­den alimen­tiert werden. 

 

Zusam­men­fas­sung

Die formu­lier­ten Agora-Thesen werfen ein Schlag­licht auf die erschre­ckende techni­sche Inkom­pe­tenz und Unkennt­nis der Verfas­ser. Bei der Kommen­tie­rung des hier angehäuf­ten ökono­misch-techni­schen Unver­stands schlie­ßen wir uns Herrn Profes­sor Hans Werner Sinn vom Münch­ner ifo- Insti­tut an. Wir verste­hen nicht, 

wie wir uns ernst­haft mit solchen Utopien beschäf­ti­gen können, und was wir dabei alles aufs Spiel setzen.

 

Abschlie­ßende Würdigung

Vorder­grün­dig beken­nen sich die im Bundes­tag vertre­te­nen Parteien, wenn auch unter­schied­lich inten­siv, zur Markt­wirt­schaft und Ludwig Erhard. Das reicht bis zu Sarah Wagen­knecht. Im Hinter­grund, in von der Politik in Auftrag gegebe­nen Gutach­ten und sonsti­gen Papie­ren ist man schon zwei Schritte weiter. Es wird, wie mit dem EEG und auch mit dem Handeln in der Eurokrise, nicht nur der Markt außer Kraft gesetzt, alter­na­tiv wird versucht, ihn zu manipu­lie­ren und zu lenken.

Weil selbst das nicht reicht, soll jetzt darüber hinaus die Lenkung, der Dirigis­mus bis in die Unter­neh­men, in die Betriebs­ab­läufe hinein­ge­trie­ben werden. Zur Gewähr­leis­tung einer möglichst unauf­fäl­li­gen Anpas­sung der Markt­ent­wick­lung an die Ziele der Politik wurde ein neuer Beruf kreiert, der Markt­de­si­gner. Im aktuel­len Fall soll er ein Design entwer­fen, das Wirtschafts­un­ter­neh­men veran­las­sen soll Nachteile hinzu­neh­men, die ihnen andere Dritte über die EEG-Umlage vergü­ten sollen. Erschre­ckend ist die Selbst­ver­ständ­lich­keit mit der Regie­rung, Bundes­tag und Landtage dies hinneh­men, akzep­tie­ren, gar initi­ie­ren und fördern. Sie erken­nen nicht, dass mit der Behin­de­rung, ja Außer­kraft­set­zung des Marktes, aktuell mit der unnöti­gen Verteue­rung unseres wichtigs­ten Rohstoffs, dem Strom, das Funda­ment unseres Wohlstands zerstört wird. Es wird nicht erkannt, dass Markt und Markt­de­sign ein unauf­lös­li­cher Wider­spruch sind. Markt ist leben­dig, Markt ist ständige Anpas­sung, fortwäh­ren­der Ausgleich. Alles immer in den vorge­ge­be­nen Markt­re­geln. Da ist kein Platz für vorge­ge­bene Parame­ter von wem auch immer, auch wenn das seit jüngs­ter Zeit Markt­de­sign heißt.

Wirtschaft und Markt sind jeweils Teile eines Ganzen. Wirtschaft kann nur funktio­nie­ren, wenn der Markt alle Inter­es­sen ausgleicht. Wenn der wichtigste Rohstoff am Markt, Strom, regle­men­tiert wird, gar vom Markt ausge­schlos­sen wird, geht die Störung bis in die letzte Veräs­te­lung. „Lastver­schie­bun­gen seien noch ungenutzte Quellen zum Schlie­ßen der Lücken zwischen Angebot und Nachfrage.“ „Markt­an­reize“ von „Markt­de­si­gnern“ geschaf­fen und von den Verbrau­chern bezahlt, so wird die Energie­wende zum „Kunst­werk.“

Menschen, die so etwas vorschla­gen, wissen nicht, dass Wirtschaft und Markt ein symbio­ti­scher leben­der Organis­mus sind. Sie stellen sich vor, der Markt sei zu behan­deln, wie der Bildhauer Marmor behan­delt oder wie der Ingenieur ein Haus oder eine Maschine baut. Markt und Wirtschaft können wie organi­sche Körper gesund oder krank sein, auf Mangel oder Überfor­de­rung reagie­ren, so wie wir es in einigen Nachbar­län­dern in anderen Zusam­men­hän­gen gerade vorge­führt bekommen.

Die derzei­ti­gen Grenz­ver­let­zun­gen im Markt durch die Politik sind zerstö­re­risch und müssen dringend einge­stellt werden. Michael Naumann, dem ehema­li­gen SPD-Staats­mi­nis­ter für Kultur, ist eindeu­tig zuzustim­men. Über die “Energie­wende” sagt der SPD-Politiker:

Es ist das unseriö­seste Regie­rungs­pro­jekt der vergan­ge­nen Jahrzehnte

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Außer einem dringen­den Appell.

Paradiese 


 

*Detlef Ahlborn aus Großal­merode ist Unter­neh­mer, Ingenieur und VERNUNTKRAFT.-Fachbe­reichs­lei­ter Technologie

#Horst Stein­metz aus Frank­furt a.M. verstarb im Juni 2015. Er war Ökonom und VERNUNFTKRAFT.-Mitglied der ersten Stunde. Wir behal­ten ihn in dankba­rer Erinnerung.

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