Der SPIEGEL schreibt fast Klartext

Der planlose Ausbau von Solar­an­la­gen und Windrä­dern gefähr­det die Energiewende

lautet der erste Satz des Unter­ti­tels einer gut recher­chier­ten, gut aufbe­rei­te­ten und dabei noch unter­halt­sam geschrie­be­nen Rundum­schau zum Stand der deutschen Energie(wende)politik, die im SPIEGEL vom 2. Septem­ber 2013 auf den Seiten 19–26 zu lesen ist.

Nahezu der selbe Satz ist übrigens auf der Rückseite der neuen VERNUNFTKRAFT.Flyer zu lesen. Auch andere von uns dort beschrie­be­nen Missstände im Zusam­men­hang mit dem Windkraft­aus­bau werden in jenem Artikel aufge­grif­fen. Einzige Ausnahme wieder einmal: die ökolo­gi­schen Verwer­fun­gen, die im Namen des „Ökostroms“ angerich­tet werden.

Wir raten, den Raubbau an der Natur, die Minde­rung der Lebens­qua­li­tät sowie die Gesund­heits­ge­fähr­dung der Bürger über Leser­briefe ins Bewusst­sein zu rufen. Adresse: leserbriefe@spiegel.de

Von dieser Nachläs­sig­keit abgese­hen, gebührt den Autoren unser Dank. Wir empfeh­len dringend den Erwerb des Artikels. Hier einige Sätze, die zu lesen wir lange ersehnt haben:

Nach dem Reaktor­un­fall im japani­schen Fukushima vor zweiein­halb Jahren beschloss Kanzle­rin Angela Merkel, im Eiltempo aus der Atomener­gie aus- und in das Zeital­ter des Wind- und Sonnen­stroms einzu­stei­gen. Doch inzwi­schen ist vielen Bürgern klar, dass die schwarz-gelbe Bundes­re­gie­rung mit der Energie­wende überfor­dert ist – was freilich nicht bedeu­tet, dass einem Bündnis aus Rot und Grün mehr zugetraut würde. Die Politik ist einge­keilt zwischen einer Lobby grünen Stroms, die sich als Weltret­ter tarnt, und den etablier­ten Strom­kon­zer­nen, die vor Versor­gungs­chaos und Jobver­lust warnen.”

Anmer­kung: Anders als die Hoffnung auf Welten­ret­tung sind die Bedro­hun­gen von Beschäf­ti­gung und Versor­gungs­si­cher­heit absolut real.

Mehr als 20 Milli­ar­den Euro müssen die Verbrau­cher in diesem Jahr zwangs­weise für Strom aus Solar‑, Wind- und Biogas­an­la­gen ausge­ben, dessen Markt­preis kaum drei Milli­ar­den Euro beträgt. Und selbst diesen Betrag dürfte der Strom nicht wert sein, wenn man die Kolla­te­ral­schä­den und Folge­kos­ten berück­sich­tigt, die der planlose Ökoaus­bau im System anrich­tet.”

Anmer­kung: Nicht nur die Kolla­te­ral­schä­den im „System“ der Strom­ver­sor­gung sondern vor allem im Ökosys­tem sind hier in Rechnung zu stellen.

Bei jäher Flaute und Dunkel­heit hinge­gen und beson­ders in der kalten Jahres­zeit wird das Angebot knapp. Dann müssen alte Schweröl- und Kohle­kraft­werke ran, um die Lücke zu schlie­ßen, weshalb Deutsch­lands Energie­er­zeu­ger im vergan­ge­nen Jahr mehr klima­schäd­li­ches Kohlen­di­oxid in die Luft puste­ten als im Jahr davor.”

Am Donners­tag will die von der Regie­rung beauf­tragte Monopol­kom­mis­sion ein Sonder­gut­ach­ten überge­ben (…). Das über 270 Seiten starke Werk prangert die Fehlent­wick­lun­gen an: Das System belohne ausge­rech­net die ineffi­zi­en­tes­ten Anlagen. Es trage nichts zum Klima­schutz bei, gefährde die Strom­ver­sor­gung und benach­tei­lige die Armen.”

Anmer­kung: Was die Monopol­kom­mis­sion an Missstän­den anpran­gert und an Lösun­gen vorschlägt, hätte die Regie­rung schon vor Jahren den Gutach­ten der Wirtschafts­wei­sen entneh­men können. Hier liegt kein Erkennt­nis- sondern ein Umset­zungs­pro­blem vor.

Nur langsam spricht sich auch herum, wie die Ökostrom­för­de­rung das Geld von unten nach oben umver­teilt, wenn der Bewoh­ner einer kleinen Mietwoh­nung über seine Strom­rech­nung das Solar­dach des Eigen­heim­be­sit­zers subven­tio­niert. Die Gerech­tig­keits­par­tei SPD hat diese Verkeh­rung des Solidar­prin­zips lange ignoriert, die Grünen, ganz Besser­ver­die­n­er­par­tei, tun es noch immer.”

Zum von SPD und Grünen immer wieder vorge­brach­ten Argument, dass die (Auswei­tung der) Besondere(n) Ausgleichs­re­gel des EEG ein wesent­li­cher Kosten­trei­ber sei, ist zu lesen:

Die Zahl der Ausnah­men soll sinken, die Förder­kos­ten für den Ökostrom sollen auf mehr Schul­tern, als es derzeit der Fall ist, verteilt werden. Der finan­zi­elle Nutzen für die Bürger hielte sich durch diesen Schritt aller­dings in Grenzen. Laut SPD- Plan würde ein Durch­schnitts­haus­halt nur um etwa 70 Cent im Monat entlas­tet – noch etwas weniger, als Umwelt­mi­nis­ter Altmaier vor einigen Monaten vorge­schla­gen hat. Schließ­lich bliebe der eigent­li­che Kosten­trei­ber unange­tas­tet: der planlose Ausbau von Wind- und Sonnen­en­er­gie.”

Zum vermeint­li­chen Klima­schutz liefern die Autoren die bislang völlig ignorier­ten empiri­schen Befunde:

Immer mehr Windrä­der rotie­ren, und Solar­dä­cher glitzern in der Sonne, doch aus den Schorn­stei­nen sind vergan­ge­nes Jahr wieder mehr Schad­stoffe und Treib­haus­gase gequol­len. Das hinter­lässt eine schmut­zige Spur in der deutschen Umwelt­sta­tis­tik. Während im Jahre eins der Energie­wende, dem Jahr 2012, 10,2 Prozent mehr Strom aus erneu­er­ba­ren Energien stammte, wuchs auch die Elektri­zi­täts­er­zeu­gung aus Stein- und Braun­kohle um jeweils gut fünf Prozent. Und so stieß Deutsch­land im abgelau­fe­nen Jahr auch wieder zwei Prozent mehr klima­schäd­li­ches Kohlen­di­oxid aus (…). Noch bis 2022 werde die Strom­erzeu­gung aus Braun­kohle mit dann 148 Terawatt­stun­den beinahe stabil bleiben, zeigt eine vergan­gene Woche bekannt gewor­dene Studie der Bundesnetzagentur.”

Hinsicht­lich der Fähig­keit und des Willens, an den irrsin­ni­gen Entwick­lun­gen etwas substan­ti­ell zu ändern, geben die Autoren eine düstere Prognose ab:

Ein schlüs­si­ges Konzept, wie das Problem nach der Bundes­tags­wahl anzuge­hen wäre, hat keine Partei. Die wenigen Vorschläge sind von bestür­zen­der Schlicht­heit. CDU-Mann Altmaier denkt darüber nach, die Subven­tio­nen für die Ökoen­er­gien nächs­tes Jahr erst mal auf Pump zu bezah­len (…). Gerda Hassel­feldt (CSU) ist dafür, die Kosten teilweise der nächs­ten Genera­tion aufzu­bür­den (…). Die Vorschläge von SPD, Grünen und FDP laufen darauf hinaus, die Strom- oder Mehrwert­steuer zu senken. ”

All das würde jedoch die grund­le­gen­den Probleme nicht lösen. Dazu bedürfe es einer Radikalreform.

Das Problem: Die nächste Regie­rung müsste bereit sein, sich mit den mächti­gen Inter­es­sen­ver­bän­den der Strom­bran­che anzulegen.”

 

VERNUNFTKRAFT. ist partei­po­li­tisch unabhän­gig.

Gleich­wohl, der sachli­chen Richtig­keit halber, auch dazu eine Anmer­kung:

Die Zusam­men­stel­lung übersieht, dass die Spitzen­leute der FDP, Dr. Rösler und Rainer Brüderle, eine wesent­lich klarere  Position bezogen haben, als jene, die im Wahlpro­gramm der Partei zu lesen ist. Die Herren haben die Subven­tio­nie­rung von „Ökostrom“ grund­sätz­lich in Frage gestellt  und eine Fokus­sie­rung auf Forschung und Entwick­lung gefor­dert. Mehr dazu hier. Dies geht deutlich über die Vorschläge der Monopol­kom­mis­sion hinaus, die ja ebenfalls eine Privi­le­gie­rung des Zufalls­stroms vorse­hen. Inwie­weit sich die Herren Brüderle und Dr. Rösler im Falle eines Verbleibs an der Regie­rung mit diesen Positio­nen durch­set­zen können, ist eine andere Frage.

Ebenfalls überse­hen wird die sehr klare Positio­nie­rung des Vorsit­zen­den der Partei „Alter­na­tive für Deutsch­land“. Mehr dazu hier.

Zumin­dest rhetho­risch mangelt es einigen Akteu­ren nicht am Mut, „sich mit den mächti­gen Inter­es­sen­ver­bän­den der Strom­bran­che anzule­gen.“

Wir alle haben es in der Hand, diesen Mut zu stärken und Rhetho­rik zu Tatkraft werden zu lassen.

Lassen Sie uns all jene, die um die Wähler­gunst werben, ermuti­gen, sich in Sachen Energie(wende)politik wieder stärker auf das Wohl von Mensch und Natur zu besinnen.

Wer auch immer die nächste Regie­rung stellen wird – an der Natur und den Menschen darf nicht länger vorbei­re­giert werden.

Helfen Sie mit, dass die Politik zur VERNUNFT kommt.

Seien Sie am 14.9. dabei.

 

 

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