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Wir sind auf dem falschen Weg
lautet der Titel eines sehr lesenswerten Interviews im Handelblatt vom 8.7.2013 (abgedruckt auf S.4–7).
Interviewpartner sind Peter Löscher und Johannes Teyssen, die Chefs der Konzerne Siemens und Eon. Hier einige markante Zitate daraus.
Peter Löscher:
“Wir haben bisher 216 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert, wir haben dafür gesorgt, dass sie inzwischen 44 Prozent der Stromproduktionskapazität (Hervorhebung durch Vernuftkraft) ausmachen. Der größte Teil davon floss in die Photovoltaik und damit in eine Technologie, die am wenigsten gesicherte Leistung beisteuert (Anmerkung Vernunftkraft: exakt Null Prozent). Wir sind auf dem falschen Weg.”
Johannes Teyssen:
“Ja, es geht nicht um Detailanpassungen. Wir brauchen grundsätzliche Korrekturen. Die Lage ist ernst.”
(…)
“Wir wollten mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz eigentlich nur etwas anschieben. Wir wollten unsere Kinder aufpäppeln. Doch jetzt sind sie groß und bekommen neben drei Mahlzeiten am Tag immer noch zusätzlich Babynahrung.”
(…)
“Das eigentliche Problem ist doch, dass sich der Betrieb von Kraftwerken, die wir für die Netzsicherheit brauchen, nicht mehr lohnt. Eigentlich müsste die Branche viele abschalten. Und wenn das passieren würde, würde das gesamte System nicht mehr funktionieren. (…) Alle Alarmampeln blinken gelb, einige stehen auch schon auf Rot. Es ist höchste Zeit umzulenken.”
Handelsblatt:
“Ist es für Sie nicht frustrierend, Herr Löscher, dass Ihr Konzern die effizienteste Gasturbine der Welt baut, Siemens sie aber in Deutschland nicht absetzen kann?”
Peter Löscher:
“Mein Leidensdruck ist nur deshalb nicht ganz so groß, weil wir die Gasturbinen woanders auf der Welt sehr erfolgreich verkaufen.. (…) Aber natürlich ist es traurig, dass wir gemeinsam mit Eon in Irsching das modernste Gaskraftwerk der Welt gebaut haben, und jetzt läuft es die meiste Zeit nicht, weil durch den Boom der erneuerbaren Energien die Strompreise für konventionelle Kraftwerke im Keller sind.”
Johannes Teyssen:
“(…) Wenn das umweltfreundlichste und effizienteste Kraftwerk nicht mehr läuft, was ist da los?”
Auf die Frage, was geschehen müsse:
Peter Löscher:
“Wir brauchen mehr Markt, Regulierung nur da, wo sie notwendig ist, deutlich mehr Energieeffizienz und eine europäische Diskussion über die richtige Energiepolitik. (…) Die erneuerbaren Energien müssen sich dem Markt stellen.”
Johannes Teyssen:
“Jeder, der in erneuerbare Energien investiert, muss auch bereit sein, Risiken zu tragen. (…) Wir machen Dinge, von denen wir wissen, dass es dummes Zeug ist. Wir bauen an Stellen Windräder, an denen klar ist, dass wir sie regelmäßig abschalten müssen, weil sonst die Netzstabilität gefährdet ist.”
(…)
Die Frage, ob die Rücknahme von Subventionszusagen für bestehende Anlagen wünschenswert sei, verneinen beide. Im Bezug auf neue Anlagen erklärt Herr Teyssen:
“Man muss aber einen Schnitt machen und sagen: Die Musik ist aus. Wir können nicht sagen: Wir sind den halben Weg in die falsche Richtung marschiert, jetzt gehen wir ihn auch zu Ende.”
Eine online verfügbare Wiedergabe des Interviews finden Sie im Tagesspiegel.
Dort wird die Klarheit der Aussagen leider nicht vollständig transportiert.