Aus der Ferne sieht man besser

Neben höfli­chen Umgangs­for­men ist  die Neigung  zum common sense, dem gesun­den Menschen­ver­stand, eine der positi­ven Wesens­merk­male, die den Briten nachge­sagt werden. Beide positi­ven Eigen­schaf­ten manifes­tie­ren sich am 18. Januar 2014 in einem Artikel der Zeitschrift The Econo­mist. Dieser widmet sich der deutschen „Energiewende“-Politik.

Sunny, windy, costly, dirty

lautet die Überschrift.

Zu deutsch: Sonnig, windig, teuer, schmutzig.

Sie finden den vollstän­di­gen Artikel hier.

More a marke­ting slogan than a coher­ent policy, the Energie­wende is mainly a set of timeta­bles for diffe­rent goals. Germany’s last nuclear plant is to be switched off in 2022. The share of renewa­ble energy from sun, wind and biomass is meant to rise to 80% of electri­city produc­tion, and 60% of overall energy use, by 2050. And emissi­ons of green­house gases are suppo­sed to fall, relative to those in 1990, by 70% in 2040 and 80–95% by 2050.

German consu­mers and voters like these targets.

But they incre­asingly dislike their side-effects. First, there is the rising cost of electri­city. This is a conse­quence of a renewa­ble-energy law passed in 2000 which guaran­tees not only 20 years of fixed high prices for solar and wind produ­cers but also prefer­red access to the electri­city grid. As a result, Bavarian roofs now gleam with solar panels and windmills dominate entire landscapes. Last year, the share of renewa­bles in electri­city produc­tion hit a record 23.4%.

This subsidy is costly. The diffe­rence between the market price for electri­city and the higher fixed price for renewa­bles is passed on to consu­mers, whose bills have been rising for years. An average house­hold now pays an extra €260 ($355) a year to subsi­dise renewa­bles: the total cost of renewa­ble subsi­dies in 2013 was €16 billion. Costs are also going up for compa­nies, making them less compe­ti­tive than rivals from America, where energy prices are falling thanks to the frack­ing boom.

Cost is not the only problem with the Energie­wende. It has in effect turned the entire German energy indus­try into a quasi-planned economy with perverse outco­mes. At certain times on some days, sun and wind power may provide almost all German electri­city. But the sun does not always shine, especi­ally in winter, and the wind is unpre­dic­ta­ble. And “batteries”—storage techno­lo­gies that, for example, convert power to gas and back again to electricity—on a scale suffi­ci­ent to supply a city are years away. Nuclear-power plants are being phased out (this week’s court decis­ion that the closure of a plant in Hesse was illegal will raise costs even more, as it may entitle the opera­tor to more compen­sa­tion). So conven­tio­nal power plants have to stay online in order to assure conti­nuous supply.

The Energie­wende has, in effect, upset the econo­mics of building new conven­tio­nal power plants, especi­ally those fired by gas, which is cleaner but more expen­sive than coal. So existing coal plants are doing more duty. Last year electri­city produc­tion from brown coal (lignite), the least effici­ent and dirtiest sort, reached its highest level since 1990. Gas-fired power produc­tion, by contrast, has been decli­ning (see chart). In effect, the Energie­wende has so far increased, not decreased, emissi­ons of green­house gases.

Sinnge­mäße Wiedergabe:

Die Energie­wende ist mehr eine Marke­ting-Slogan als eine kohärente Politik. Sie beinhal­tet verschie­dene Ziele, die die Wähler und Konsu­ment gutgeheißen.

Aber die Neben­ef­fekte dieser Politik stoßen zuneh­mend auf Ableh­nung. Zunächst die steigen­den­den Strom­kos­ten als Kosten als Folge der  Wind- und Solar­sub­ven­tio­nen mit Vorrang­ein­spei­sung und für 20 Jahre fixier­ten Garan­tie­prei­sen. Im Ergeb­nis blinken bayeri­sche Dächer mit Solar Panelen und ganze Landschaf­ten werden von Windmüh­len dominiert.

Die Subven­tion ist teuer. Ein durch­schnitt­li­cher Haushalt bezahlt nun 260€ pro Jahr, auch für die Unter­neh­men ergeben sich Wettb­werbs­nach­teile – insbe­son­dere angesichts der sinken­den Energie­preise in den USA.

Kosten sind nicht das einzige Problem der „Energie­wende“. Diese hat die gesamte deutsche Energie­ver­sor­gung in eine Planwirt­schaft verwan­delt, mit perver­sen Ergeb­nis­sen. An manchen Zeiten mancher Tage decken Solar- und Windkraft­werke fast den komplet­ten Strom­be­darf,  an anderen  leisten sie nichts. Von „Batte­rien“ – Speicher­tech­no­lo­gien, die groß genug wären, Städte zu versor­gen, ist man Jahre entfernt. Konven­tio­nelle Kraft­werke können nicht abgeschal­tet werden sondern sind unvezichtbar.

Die ökono­mi­sche Ratio­na­li­tät wird durch diese Politik komplett auf den Kopf gestellt: Neue Kraft­werke, obwohl dringend benötigt, rechnen sich nicht mehr. Insbe­son­dere Gaskraft­werke, die saube­rer als Kohle sind, lohnen sich nicht.  Deswe­gen müssen die bestehen­den Kohle­kraft­werke Sonder­schich­ten fahren. Der Braun­koh­le­ver­brauch hat den höchs­ten Stand seit 1990 erreicht. Bisher hat die Energie­wende die Treib­haus­gas­emis­sio­nen erhöht, nicht gesenkt.

In der Tat ist diese „Energie­wende“ windig, sonnig, teuer und dreckig.

Das Dreckigste daran wird in diesem Artikel aller­dings nur zart angedeutet:

Diese Politik lässt Hähne verstum­men und bewirkt eine Natur- und Lanschafts­zer­stö­rung ungekann­ten Ausmaßes.

Sympto­ma­tisch ist ein am selben Tag erschie­ne­ner Artikel in der Hessisch Nieder­säch­si­schen Allge­mei­nen Zeitung. Dort ist zu lesen, dass für einen neuen Windpark in Nordhes­sen die ersten Bäume gefal­len  sind. 

Der Artikel stellt dies positiv dar und endet mit einer tatsa­chen­wid­ri­gen Behaup­tung. Dass diese Anlagen keinen einzi­gen Haushalt der Stadt Wolfha­gen versor­gen können, müsste eigent­lich auch dem Verfas­ser jenes Berich­tes klar sein. Schließ­lich hatte VERNUNFTKRAFT. extra eine Presse­er­klä­rung versen­det und über funda­men­tale Irrtü­mer aufgeklärt. 

Offen­bar sieht man aus der Nähe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und wer den Wald nicht sieht, den lässt auch dessen Zerstö­rung kalt.

Aus der Ferne sieht man offen­sicht­lich besser.

 

Übrigens,

Der Artikel des Econo­mist ist nicht nur Ausdruck des briti­schen Common Sense, sondern auch britscher Zurück­hal­tung und Höflichkeit.

Mit deutscher Direkt­heit hätten die Autoren nämlich

sunny, wind, costly, dirty, bound to fail

titeln müssen.

Denn die geschil­de­ter­ten Phäno­mene sind Ergeb­nis einer Energie­wende ins Nichts. Die negati­ven Begleit­erschei­nun­gen dieser Politik sind vollkom­men sinnlos.

 

By the way,

der briti­sche Common Sense hat auch in Deutsch­land eine Nische gefunden.

Der gesunde Menschen­ver­stand spricht bayerisch.

Höchste Zeit, dass er auch hochdeutsch lernt.

Embrace common sense!

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