Das Land Brandenburg hat sich den Ausbau der Windkraft besonders groß auf die Fahnen geschrieben.
Mit rund 3.100 Windkraftanlagen und einer gesamten installierten Erzeugungskapazität von rund 4700 Megawatt ist Brandenburg bereits heute nach Niedersachsen das am stärksten mit Windkraftindustrie ausgestattete Bundesland.
- Schöner wohnen im Land des Leitsterns: das Dorf Feldheim im Fläming.
An windreichen Tagen beträgt die Stromproduktion ein Vielfaches des eigenen Bedarfs.
Die Überproduktion verursacht dann teure und gefährliche Verwerfungen im deutschen und europäischen Stromnetz.
Dennoch kamen diese Anlagen im Jahr 2011 nur auf 1.507 Volllastunden. Mehr dazu…
Zur Erinnerung: auch in Brandenburg hat das Jahr 8.760 Stunden.
Inklusive Stillstand und Notabschaltung beläuft sich die tatsächliche Stromerzeugung auf rund 17 Prozent der installierten Kapazität.
Als Ersatz für Braunkohle und Atomkraftwerke taugen die Anlagen nicht, wie Sie hier nachlesen können.
Für den Klimaschutz sind sie ebenfalls untauglich, wie hier erklärt.
Gleichwohl treibt die Landesregierung den Ausbau von Windkraftanlagen mit großem Élan voran:
Bis zum Jahr 2020 sollen 7.500, bis zum Jahr 2030 10.500 Megawatt installiert sein.
Leider lassen sich Windstärke und ‑verlässlichkeit weniger leicht per Gesetz beeinflussen.
Doch das bei der Windkraft strukturelle Missverhältnis zwischen Kapazität und tatsächlichem Ertrag scheint den Potsdamer Planern nicht handlungsleitend.
“Wer große Ziele und Ambitionen hat, darf sich von kleinlichen Kosten-Nutzen-Abwägungen nicht bremsen und von Tatsachen nicht blenden lassen” scheint das Motto zu sein.
So nahm die Landesregierung im letzten Jahr mit großem Stolz zum dritten Mal den “Leitstern” als führendes Bundesland in Empfang.
Grund der glamourösen Auszeichnung: das aus Sicht der Preisverleiher vorbildliche Engagement zur Förderung des Ausbaus Erneuerbarer Energien.
Diese Auszeichnung wird übrigens von der “Agentur für Erneuerbare Energien” vergeben.
Dabei handelt es sich um ein von den einschlägigen Lobbygruppen (Bundesverband Windenergie, Bundesverband Solarwirtschaft etc. ) finanziertes Web-Portal, dessen wesentlicher Zweck in der politischen Kommunikation im Sinne der Belange der eigenen Branche besteht.
Offenbar fühlen sich die Empfänger des Preises berufen, zur Rekordmeisterschaft zu avancieren.
Um noch mehr Ansiedlungsflächen für die Windkraftindustrie zu schaffen, lässt die Umweltministerin Tack bei der Suche nach immer neuen Standorten nun jedenfalls auch besonders schützenswerte Gebiete nicht mehr außen vor.
Beispielsweise sollen auf ihr Betreiben hin in den Rieselfeldern bei Ragow nun kurzerhand Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet Notte-Niederung ausgegliedertwerden. Mehr dazu hier.
Vielleicht lohnt es sicht aus Sicht der Landesregierung, zugunsten der Windkraftansiedlung bei Landschafts- und Naturschutz hier und da Abstriche zu machen.
Im Jahr 2011 konnte Brandenburg nämlich einen Nettozufluss aus dem EEG-Subventionstopf in Höhe von 316 Millionen Euro realisieren.
Nettozuflüsse aus dem EEG dank Windindustrie. Quelle: BdEW (2011) EEG in Zahlen
“Neue Perspektiven entdecken” (so der Slogan Brandenburgs) wird schwer, wenn die Ausbauziele umgesetzt sind. Freie Blicke und weite Horizonte wird es dann nur noch wenige geben. Doch das scheint in der Landesregierung Niemanden zu kümmern.
Geht es nach den Trägern des Leitsterns, werden Sterne über Brandenburg nur noch selten zu sehen sein.
Statt eines weiten Sternenhimmels werden rot blinkende Positionslichter noch stärker die Horizonte dominieren.