erklärt die FAZ auf Seite 13 der Ausgabe vom 9. August 2013 anhand eines Berichts über eine von der Firma EON betriebene Versuchsanlage im brandenburgischen Falkenhagen.
Hier wird das “Power-to-Gas”-Verfahren, die Umwandlung von Strom in Wasserstoff bzw. Methan, in einem Pilotprojekt erprobt. Wenn sich dies rechnet, so der Autor Andreas Mihm, sei ein Problem der Energiewende gelöst. Den kompletten Artikel können Sie hier online lesen.
Dass es sich bei der Autobahn, auf die dort Bezug genommen wird, nicht um die A9 sondern um die A24 handelt, ist nur ein kleiner Schönheitsfehler an den Darstellungen.
Gravierender ist unserer Ansicht nach der Umstand, dass, trotz eines leicht kritischen Untertons, die Illusion genährt wird, dass der hier beschriebene technologische Weg des Power-to-Gas-Verfahrens tatsächlich mittelfristig eine Lösung im Sinne einer nachhaltigen Energieversorgung liefern könnte:
Am Ende könnte das Gasnetz, so hochfliegende Hoffnungen des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs (VDGW), als Puffer für schwankenden Wind- und Sonnenstrom zur Verfügung stehen. Er behauptet: “Power-to-Gas ist die Schlüsseltechnologie für das Gelingen der Energiewende.”
Für den Verein des Gas- und Wasserfachs hört sich dies aus naheliegenden Gründen selbstverständlich hoffnungsvoll an.
Für alle, die nicht finanziell davon profitieren, ist diese “Schlüsseltechnologie” mit einem ökonomischen und ökologischen Horrorszenario verbunden.
Wo “viele in der Gaswirtschaft glänzende Augen bekommen, wenn sie nur daran denken” müssen alle, denen die Natur nicht völlig gleichgültig ist, tränende Augen bekommen, wenn sie nur daran denken.
Denn ganz unabhängig von der “spannenden Frage, ob sich das rechnet”
- die in Wirklichkeit gar nicht spannend ist, denn die Antwort, dass sich dies ohne weitere Subvention niemals rechnet, liegt auf der Hand -
ist das beschriebene Verfahren,
auch wenn es – koste es, was es wolle- mittels Subventionen im großen Stil Verbreitung findet,
mit einem artgerechten Leben von Mensch und Tier unvereinbar.
Unter Zugrundelegung eines Gesamtwirkungsgrades von 30% (die FAZ geht von 50% aus, die einschlägigen wissenschaftlichen Publikation legen jedoch 30% nahe) lässt sich mit einem einfachen Dreisatz zeigen, dass die Deckung auch nur eines Viertels des aktuellen Strombedarfs der Bundesrepublik Deutschland mit Hilfe dieses Verfahrens eine vollständige Verwüstung unseres Landes implizieren würde.
Einige Sätze aus dem Artikel erscheinen uns weiterhin kommentierungsbedürftig:
In diesem Grenzstreifen Brandenburgs zu Mecklenburg-Vorpommern ist die Zukunft der deutschen Energieversorgung schon Wirklichkeit. Hier wird mehr Ökostrom produziert als Elektrizität verbraucht. Das von der Bundesregierung für 2050 ausgegebene Ziel, 80 Prozent des Stromverbrauchs aus regenerativer Erzeugung zu decken, ist hier, fern der Großstädte, schon erreicht.
Im Klartext:
Dort, wo praktisch kein Strom benötigt wird, kann man den Bedarf mit “Ökostrom” decken.
Was wiederum nichts anderes bedeutet als: Es gibt keinen Ökostrom – außer dem, Strom der nicht produziert werden muss. Anstatt zigtausende sinnlose Sakralbauten in die Welt zu stellen, wäre der Schwerpunkt also auf Einsparung zu setzen. Und auf die Erforschung echter Alternativen.
Nur eins fehlte dem grünen Wasserstoffproduzenten in der von Ökostrom überschütteten Prignitz dann immer noch zum vollkommenen Glück: Der sichere Nachweis, dass er auch tatsächlich Ökostrom umwandelt und nicht ein einziges zusätzliches Gramm CO2 emittiert. Doch den dafür notwendigen Ökostromnachweis kann der Vorlieferant, Edis, heute nicht zweifelsfrei erbringen. Um seinen „grauen“ Strom in „grünen“ zu verwandeln, musste Röttgen deshalb eigens Windstromzertifikate kaufen – in Dänemark.
Den faktischen Nachweis, dass auch nur ein einziges Gramm CO2 eingespart wird, kann der Wasserstoffproduzent auch mit diesen windigen dänischen Zertifikaten nicht erbringen. Wie in allen Ländern der europäischen Union ist auch in Dänemark der Energiesektor in den europaweiten CO2-Emissionshandel (emission trading system, ETS) eingebunden. Die Gesamtmenge an energiebedingten CO2-Emissionen ist europaweit durch das CAP im ETS bestimmt. Der Prignitzer Wasserstoff hat also auf das Niveau der europäischen CO2-Emissionen keinen Einfluss, sondern nur auf deren regionale Verteilung. Nicht mal dieser Taschenspieler-Trick funktioniert. Mehr dazu hier und hier.
Gemessen am faktischen Erfolg sind die Ergebnisse der Aktivitäten der Firma EON auf dem Gebiet der Speicherung von Strom also nicht viel mehr als Hoffnungen und Utopien. Die Antwort, mit der das Unternehmen der zurecht nachdenklichen Frau Weiß begegnet, erscheint uns vor diesem Hintergrund fragwürdig.