Auf Seite 9 der Ausgabe vom 28. August 2013 berichtet das Handelsblatt von der Jahrestagung “erneuerbare Energien”. Nach der Rede von DENA-Chef Stephan Kohler, der eine sehr klare und vernünftige Position bezogen hat, werden nun die Aussagen von Bundesumweltminister Altmaier wiedergegeben und ansatzweise analysiert. Die wesentlichen Aussagen des Artikels
Wenn die Glocken Trauer tragen
haben wir hier zusammengefasst:
Bundesumweltminister Peter Altmaier geht mit der Wirtschaft hart ins Gericht. “Wenn es darum geht, Projekte zur Energiewende zu realisieren, werden zum Teil Fehler gemacht” (…) “Sie gefährden die Akzeptanz der Energiewende.”
Diese Kritik bezieht sich auf den Windpark “Riffgat” in der Nordsee, der zwar fertiggestellt ist, aber keinen Strom liefert, weil ein Teil der dafür notwendigen Leitungen zum Festland noch fehlt.
In der Öffentlichkeit wächst die Kritik an den Meerwindparks. Sie seien teuer und risikoreich. An Land, sagt etwa Matthias Willenbacher von der Ökostrom-Gruppe Juwi, sei der Strom günstiger zu produzieren.
Der Bundesminister habe klargemacht, dass der weitere Ausbau von Solar- und Windenergie sich stärker an den Kosten orientieren müsse. Dazu sei eine EEG-Reform nötig.
Wie die konkret aussehen soll, ließ er jedoch offen. Er strebe nach der Wahl “eine parteiübergreifende Lösung” an. Er machte aber klar, dass bestehende Solaranlagen nicht mit nachträglichen Kürzungen der Förderung rechnen müssten. Als Altmaier vor einigen Monaten die sogenannte Strompreis-Bremse einführen wollte, sah er das noch anders. Die massive Kritik von Investoren ließ ihn davon abrücken.
Um den “Wildwuchs an Solar- und Windparks im Lande zu stoppen” habe sich Altmaier für eine “nationale Ausbaukonzeption” starkgemacht, die zwischen den Bundesländern abgestimmt werden müsse.
Selbst Rainer Baake, ein Lobbyist der Erneuerbaren Energien, der sich nicht immer durch Realitätssinn hervorgetan hat, fordete laut dem Handelsblatt
…ein Umdenken beim künftigen EEG”: “In den vergangenen Jahren ging es darum, die neue Technologie zu fördern.” Jetzt müsse ein neues Marktdesign entwickelt werden, um die erneuerbaren Energien in das übrige Energiesystem einzupassen.
Mehrere Diskussionsteilnehmer hätten überdies vor einem nationalen Alleingang gewarnt.
VERNUNFTKRAFT. dazu:
1.
Positiv anzuerkennen ist, dass das Wort “Wildwuchs” mittlerweile im Zusammenhang mit dem Ausbau der Windkraftindustrie im Sprachgebrauch von Politik und Medien fest etabliert ist. Der Wille des Bundesministers, an den Missständen etwas zu ändern, ist deutlich erkennbar, das Problembewusstsein eindeutig vorhanden.
2.
Die Vorstellung, die Triefeder des irrsinnigen Subventionswettlaufs im parteiübergreifenden Konsens lösen zu können, erscheint uns illusorisch. Ähnlich illusorisch, wie die ministeriale Idee, mit einem Club der Weltverbesserer die Gesetze der Physik überlisten zu können. Die Macht der Lobbies und Profiteure ist groß – aber überwindbar. Wer jedoch die Böcke in die Gartengestaltung mit einbeziehen will, wird dies niemals schaffen.
3.
Wer einen Sumpf trockenlegen will, darf die Frösche nicht um Erlaubnis fragen. In diesem Sinne scheidet der hier zitierte Herr Willensbacher als Ratgeber aus. Dass dieser die Windenergie an Land als kostengünstige Option preist, kann kaum verwundern – schließlich ist sein Unternehmen vollständig von der Subventionierung irrationaler Sakralbauten abhängig. Die Firma JUWI ist übrigens für die Zerstörung des Soonwalds verantwortlich. Auch Herr Rainer Baake ist dem Minister u.E. nicht als neutraler Berater zu empfehlen.
Statt der Einflüsterung von Lobbyisten, die ein neues “Marktdesign” (im Prinzip ein Euphemismus für “Gartendesign gemäß Wunsch der Böcke”) sollte sich der Minister lieber an finanziell unabhängigen Experten orientieren. Exzellenten Rat bietet Prof. Dr. Helmut Alt, der sich mit diesem Brief an den Minister wandte.
4.
Was auf der Handelsblatt-Tagung leider immer noch keine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass der “Wildwuchs” nicht nur teuer, sondern vor allem auch eine ökologische Katastrophe ist. Ausgerechnet die taz ist hier schon weiter.
5.
Wenn Sie Herrn Bundesminister Altmaier signalisieren möchten, dass Sie seinen Reformwillen unterstützen und ihn oder seine(n) Nachfolger(in) zu wirklich vernünftigen Schritten zum Wohl von Mensch und Natur ermutigen wollen…