EEG erschwert Erholung – Windkraft versus Wellness

Am 24. April 2014 berich­tete der Norddeut­sche Rundfunk über einen lokalen Konflikt in Mecklenburg-Vorpommern.

Das Van-der-Falk-Resort in Linstow (Landkreis Rostock) ist mit 2.500 Betten einer der größten Ferien­parks Deutsch­lands. Doch die könnten demnächst weitge­hend leer bleiben, befürch­tet der Geschäfts­füh­rer des Unter­neh­mens, Vincent van der Valk. Der Grund: Um das Resort sollen Windrä­der gebaut werden. Der Planungs­ver­band Rostock will in unmit­tel­ba­rer Nähe gleich zwei Windparks auf 230 Hektar errich­ten – einer Fläche, auf der über 320 Fußball­fel­der Platz finden würden. Der Abstand zu dem Ferien­park würde den Planun­gen zufolge gerade einmal 800 Meter betra­gen. Das sei viel zu dicht, sagt van der Valk:

Für uns ist es unver­ständ­lich und fast nicht zu begrei­fen, dass man so dicht bei uns ein Windeig­nungs­ge­biet plant. Dass das hier komplett voller Windrä­der steht, ist fast nicht zu fassen.

Van der Valk fürch­tet ein Ausblei­ben seiner Gäste: “Das will kein Urlau­ber sehen. Das verkraf­ten wir nicht.” 20 Windrä­der sind geplant – jedes einzelne bis zu 140 Meter hoch. Eine verhäng­nis­volle Fehlpla­nung, kriti­sie­ren die Indus­trie- und Handels­kam­mer (IHK) Rostock, der Deutsche Hotel- und Gasttät­ten­ver­band sowie mehrere Reiseveranstalter.

Dieser Bericht ist illus­tra­tiv für ungezählte ähnli­che Fälle, in denen der Wettlauf um EEG-Subven­tio­nen als vermeint­li­che Wirtschafts­för­de­rung (Stich­wort: regio­nale Wertschöp­fung) missver­stan­den und einer sich selbst tragen­den wirtschaft­li­chen Entwick­lung der Boden entzo­gen wird. Der Bericht aus Linstow wirft ein Schlag­licht auf einen noch völlig unter­schätz­ten Konflikt, der angesichts der im EEG beschlos­se­nen Ausbau­kor­ri­dore für Windkraft­an­la­gen – alias irratio­nale Sakral­bau­ten – in den nächs­ten Jahren immer häufi­ger auftre­ten wird. 

Windkraft wider Wellness

Der hier beschrie­bene Fall ist insofern ein Vorbote großen Ungemachs: Wellness und Natur­er­leb­nis wird in dem Deutsch­land, das die Energie­wende-Politik gerade erschafft, mittel­fris­tig immer schwie­ri­ger möglich sein. Die entspre­chen­den wohlfahrts­meh­ren­den Geschäfts­mo­delle werden syste­ma­tisch unter­gra­ben. Für Nichts, wohlge­merkt.

Der bemüht ausge­wo­gene NDR-Bericht lässt an einer entschei­den­den Stelle leider etwas analy­ti­sche Klarheit vermis­sen. So wird die ökono­mi­sche Fragwür­dig­keit des Windkraft­vor­ha­bens damit begrün­det, dass für den Windpark ein Jahres­um­satz von 10 Millio­nen Euro kalku­liert werde, das Unter­neh­men des Herrn Van der Falk hinge­gen 20 Millio­nen Umsatz pro Jahr mache. Dieser Vergleich taugt nicht für eine ökono­mi­sche Abwägung. Berück­sich­tigt werden muss hierfür nämlich die Wertschöp­fung und nicht der Umsatz. 

Exkurs: Wertschöp­fung vs. Umsatz

Wertschöp­fung findet statt, wenn ein Produ­zent eine Ware oder Dienst­leis­tung erstellt, für die ein Konsu­ment bereit ist, einen Preis zu zahlen, der über den Kosten liegt, die dem Produ­zent entstan­den sind. Der Nutzen­zu­wachs, dem eine Zahlungs­be­reit­schaft entspricht, übersteigt also den Wertver­lust (Materi­al­ver­brauch, Erschöp­fung der Arbeits­kraft etc.) bei der Produk­tion. Die Produk­tion schafft einen volks­wirt­schaft­li­chen Mehrwert

Umsatz ist das Produkt aus Menge und Verkaufs­preis der abgesetz­ten Waren und Dienst­leis­tung. Der Umsatz lässt nicht einmal einen Rückschluss zu, ob das Unter­neh­men betriebs­wirt­schaft­lich profi­ta­bel arbei­tet, dafür wäre der Gewinn ( = Umsatz minus Kosten) die maßgeb­li­che Größe. Eine Aussage über die volks­wirt­schaft­li­che Sinnhaf­tig­keit kann anhand des Umsat­zes erst recht nicht getrof­fen werden. 

Im Fall oben ist davon auszu­ge­hen, dass Herr van der Valk volkwirt­schaft­li­chen Mehrwert schafft: Seine Gäste kommen freiwil­lig und zahlen einen Übernach­tungs­preis, der die Kosten des Herrn van der Valk übersteigt. Herr Valk kann sich am Markt behaup­ten, Mitar­bei­ter einstel­len, Steuern zahlen, zwischen­durch selbst mal irgendwo Urlaub machen und Ausga­ben tätigen…Das Unter­neh­men mehrt die volks­wirt­schaft­li­che Wohlfahrt. 

Der Windpark­be­trei­ber hinge­gen erzeugt ein Produkt, dessen Herstel­lung deutlich teurer ist, als das, was die Strom­kun­den zu zahlen bereit sind. Die Strom­kun­den werden jedoch über das EEG zur Abnahme zum überhöh­ten Preis gezwun­gen. Der gesamte EEG-Strom des Jahres 2012 hat die Strom­kun­den ungefähr 20 Milli­ar­den gekos­tet und war ungefähr 3 Milli­ar­den wert. Man muss kein Rechen­künst­ler sein, um zu erken­nen, dass der Windpark ‑völlig losge­löst vom Umsatz- volks­wirt­schaft­li­che Wohlfahrt mindert. 

Die Argumen­ta­tion der Regio­nal­pla­nung lässt sich besser verste­hen, wenn man im Hinter­kopf hat, worum es aus vereng­ter, allein auf kurzfris­ti­gen Mittel­zu­fluss gerich­te­ter Perspek­tive geht: 

SaldenWind

Dass die Energie­wende-Politik dem Touris­mus jetzt schon zusetzt, bestrei­ten nur die Unersätt­li­chen. Deren Propa­ganda-Zentrale, die Agentur für Erneu­er­bare Energien, hat eigens dazu eine Auftrags­ar­beit an den Reise­ver­lag Baede­ker vergeben.

ekelhaft

Der bestellte Reise­füh­rer zielt darauf, den Menschen das ästhe­ti­sche Empfin­den abzuge­wöh­nen und sie auf die “schöne neue Welt der Erneu­er­ba­ren” einzu­stim­men.

Dass ein solches Unter­fan­gen, das ausschließ­lich die Profit­in­ter­es­sen der vom EEG abhän­gi­gen Unter­neh­men publi­zis­tisch und kunst(v)erzieherisch flankie­ren soll, mit Steuer­gel­dern finan­ziert wird, ist ein Skandal, an dessen Oberflä­che wir hier nur durch bloße Nennung des Sachver­halts leicht kratzen wollen:

Die “Agentur für Erneu­er­bare Energien” wird von den Unter­neh­men und Verbän­den der EEG-Branchen betrie­ben. Die Agentur zeich­net ein ideolo­gi­sches Zerrbild unseres Landes und wird durch die Bundes­mi­nis­te­rien für Umwelt und für Landwirt­schaft finan­zi­ell gefördert. 

Die von ebendie­ser Branche gezeich­nete Reali­tät sieht so aus: 

ERNEU­ER­BARE ENERGIEN ERLEBEN – FERIEN IM EEG-STAAT 

Nordsee

Nordsee2

VB7

VB4

VB1

Endstadium

VB6

Bank

Bank2

Örtchen

wohnwagen

Bitte beach­ten Sie den Wohnwa­gen links im letzten Bild.

Nach Lesart der “Agentur für Erneu­er­bare Energien” sind diese Urlau­ber extra ins kurhes­si­sche Bergland gereist, um die hier im Aufbau befind­li­chen Stahl­gi­gan­ten (alias Energie­zwerge) zu besich­ti­gen. Unsere Vermu­tung: Diese Urlau­ber suchten Natur und Erholung.

Das war jeden­falls das Motiv, das Hermann Dirr in den Natur­park Vogels­berg führte.

Herrmann Dirr

Herrmann Dirr ist am Ende seines Berufs­le­bens aus dem tiefs­ten Ruhrge­biet in den Natur­park Vogels­berg nach Mittel­hes­sen gezogen. Hören Sie ihm gerne zu (unten play-Taste drücken).

 

Natur und Erholung sind in Deutsch­land immer schwie­ri­ger zu finden.

Zur Erinne­rung: Um allein ein Viertel des deutschen Strom­be­darfs mit Windkraft zu decken, müssen von Berch­tes­ga­den bis Norder­ney und von der Lorely bis in den Oderbruch alle 7,3 km Ansamm­lun­gen von 10 Windkraft­an­la­gen errich­tet werden.

Auf diesem Weg ins Nichts befin­den wir uns.

Höchste Zeit, umzukehren.

Der EEG-Staat gehört abgeschafft, das Reise­land Deutsch­land erhalten.

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