Am 19. Juni 2015 ist in mehreren bayerischen Zeitungen die gleiche Schlagzeile zu lesen:
Die Artikel beziehen sich auf die sogenannte 10H-Regel, für die sich Vernunftbürger innerhalb und jenseits Bayerns im vergangenen Jahr intensiv eingesetzt hatten. Die Landtagsfraktion der Grünen hat die Auswirkungen jener Verantwortungsklausel auf die Genehmigungs- und Antragstellungspraxis nun untersuchen lassen.
In der Bewertung des Rückgangs der Antragszahlen ist sich Herr Stümpfig von den Grünen mit Herrn Albers von der Windkraftlobby vollkommen einig. Da die Emittenten von Krokodilstränen aus zwingenden zoologischen Gründen grün sind, kann dies nicht verwundern. Wer die von Herrn Stümpfig vertretene politische Gruppierung jedoch als Partei des Umweltschutzes und der Natur in Erinnerung hat, muss sich über die Aussagen jenes Herrn allerdings wundern:
“Diese Zahlen sind schlicht ein Witz für das flächengrößte Bundesland”
lamentiert Herr Stümpfig und meint damit, dass der Freistaat wesentlich mehr Windkraftanlagen bräuchte, um nicht witzig – also seriös – zu wirken.
Mit dieser Einschätzung verleiht der Landtagsabgeordnete den unfreiwilligen Witzen seiner provinziellen Parteikollegen (“Windkraft kann kurzfristige Versorgungslücken schließen”) den Rang von Expertenwissen. Wären die Auswirkungen dieser Ahnungslosigkeit nicht so tragisch, wäre das wirklich witzig.
Wenig witzig: Die Verlangsamung eines Subventionswettlaufs zu Lasten der Allgemeinheit und der Natur
bezeichnet Herr Stümpfig als „Seuche“ und befürchtet, dass diese auch auf andere Länder überschwappen könnte.
Wie man sich als Bezieher eines von der Allgemeinheit finanzierten Salärs derart unverhohlen die Profitinteressen einer bestimmten Branche vollständig zu eigen machen kann, ist uns unverständlich.
Inwieweit und auf welches Phänomen der medizinische Begriff “Seuche” zutreffend ist, möge ein Gruß vom Land oder ein Ruf aus dem Wald illustrieren. Offenbar hat hier jemand das Penicilin mit der Malaria verwechselt.
Zur Nachricht selbst:
Die von den Herren Stümpfig und Albers beklagten Zustände entsprechen leider nur ansatzweise der Realität. Zwar sind die Antragszahlen in Bayern zurückgegangen – gleichwohl werden auch dort noch fleißig Industriegebiete in Wäldern geplant und in Planung befindliche Vorhaben im Eiltempo durchgezogen. Es handelt sich also eher um einen Sink- als um einen Sturzflug.
Unsere Einschätzung:
Wäre die Windkraft tatsächlich im Sturzflug, so wäre dies eine wirklich gute Nachricht. Nicht nur für die Natur, sondern auch für unser aller Lebensstandard. Schließlich wird durch die Erzeugung von Windstrom jährlich ein zweistelliger Milliardenbetrag vernichtet – ein volkswirtschaftlicher Verlust, an dem jeder Bürger in Deutschland beteiligt ist.
Wenn es mit Faulpelzen abwärts geht, d.h. diese zurückgedrängt werden, kann es mit der Produktivität und damit dem allgemeinen Lebensstandard nur aufwärts gehen.
Wenn sich die Bürger weniger Sorgen um steigende Strompreise, um ihr Eigentum, ihre Altersvorsorge und ihre Gesundheit machen müssen, so steigt naturgemäß auch die Konsumlaune. Der Sachverhalt wurde bereits im Jahr 1983 musikalisch beschrieben:
Wären die Schlagzeilen zutreffend, so wäre es ein geier Sturzflug.